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Zigeunerbaron von Johann Strauss, Schloßfestspiele Langenlois
mein.bezirk, 25.5.2015 (Manfred Kellner)
Sehenswert! Hörenswert! Erlebenswert!
Das Ensemble der Schlossfestspiele Haindorf begeistert mit einer fulminanten Inszenierung des Strauss-Klassikers
„Der Zigeunerbaron“ die Zuschauer.
Mit einem Riesenbeifall und enthusiastischen Bravo-Rufe feierte das Publikum die pfiffige Aufführung, die
schauspielerischen und gesanglichen Leistungen der Darsteller sowie Chor und Instrumentalisten. Immer wieder
Szenenapplaus und dann ein stürmischer Schlussbeifall und Bravo-Rufe; Lachen und Schmunzeln über die Fülle
von grandiosen Regieeinfällen und über die Kapriolen des Operettenpersonals; beifälliges Nicken bei den wohldosierten und
immer treffenden aktuellen Bezügen und liebevoll eingestreuten Anachronismen: Die Haindorfer Inszenierung des
„Zigeunerbarons“ von Johann Strauss (Sohn) von Intendant Andreas Stoehr und Regisseur Philipp Harnoncourt sowie
von Gerald Gratzer (musikalische Leitung und Arrangement) und Michael Koller (Chor) setzt Maßstäbe und kommt
bei den Zuschauern bestens an.
Vor der Kulisse von Schloss Haindorf – mit einer sinnreichen Gerüstkonstruktion in das halb verfallene Schloss d
er Barinkays verwandelt – führt das Ensemble ein fantastisches Spiel auf und bringt die bekannten Lieder der Operette
wunderbar zu Gehör: „Ja, das Schreiben und das Lesen“ als ungeduldig erwartetes erstes Gesangshighlight des Abends
beispielsweise, „Wer uns getraut“ im zweiten Akt oder „Ein Mädchen hat es gar nicht gut“ gegen Ende des Stücks.
Rundherum gelungene Inszenierung
Der Spaß an dieser Aufführung ist den Darstellern von der ersten Minute anzumerken – und schnell wird das Publikum
mitgerissen von der aberwitzigen Handlung um den armen Banat-Heimkehrer Sándor Barinkay, der zum Wojwoden der
örtlichen Zigeuner aufsteigt und schließlich nach allerlei Irrungen und Wirrungen in den Spanienkrieg flüchtet und
danach zum Baron geadelt wird. Toll, wie es dem Regisseur gelingt, die Darsteller in immer neuen Formationen über
die Bühne kreisen zu lassen – und dann, ganz plötzlich, alle für einen magischen Moment in einem eindrucksvollen Bild
einfrieren zu lassen. Sehr gelungen auch, wie selbst bei konzentrierten Auftritten im Zentrum der Bühne rundherum die
Handlung weiterläuft – dezent, aber auch in diesen Details immer sehenswert. Alles in allem eine dynamische, rasante,
immer wieder überraschende und dabei ironische gebrochene Version dieser österreichischen aller Operetten.
Fantastisches Ensemble
Gesanglich bietet der Haindorfer „Zigeunerbaron“ eine ganze Reihe von echten musikalischen Leckerbissen – wie etwa
die Auftritte von „Saffi“ Christina Maria Fercher, von „Sandor“ Franz Gürtelschmied oder „Czipra“ Elisabeth Reichart. Mit
großer schauspielerischer Intensität agieren etwa Wolfgang Dosch als „Conte Carnero“, der nicht nur seine Rolle
herrlich spielt, sondern auch als Erzähler und Kommentator die Handlung voran treibt, Rupert Bergmann als „Maxim
Zsupán“ oder Sébastian Soules als „Graf Homonay“. Aber auch Melanie Wurzer („Arsena“), Elisabeth Hagedorn
(„Mirabella“) und Alexander Tremmel („Ottokar“) haben glänzende Auftritte – und die Instrumentalisten und der Chor sind
ebenfalls gar nicht hoch genug zu loben.
Alles in allem: Sehenswert! Hörenswert! Erlebenswert!